Die richtige Ladekarte zur richtigen Zeit

Es besteht der Irrglaube, dass das „Betanken“ eines Elektroautos kompliziert sei und man sich viele Ladekarten bestellen muss, um ohne Probleme Laden zu können. Doch stimmt es? Gibt es nicht diese eine, einfache und praktikable Lösung?

 

Eine häufig gestellte Frage von Einsteigern in die Elektromobilität ist, wie man den Ladevorgang an öffentlichen Ladesäulen eigentlich bezahlen kann. Schaltet man die Ladesäule mit der eigenen EC-Karte frei oder sind die meisten Ladesäulen sogar kostenlos? Und braucht man für jeden Bezahlvorgang eine Ladekarte? Viele Fragen ergeben hier auch einige Möglichkeiten. Und im nachfolgenden versuchen wir, Ihnen einige Antworten zu geben.
Es sei auf jeden Fall schon vorweg verraten, dass Sie zum Laden nicht unbedingt eine Ladekarte benötigen, wenn Sie ein Smartphone besitzen. Dazu aber später mehr. Wie im bekannten Tankstellennetz, gibt es auch bei Ladesäulen zahlreiche Anbieter, über die man den Ladestrom beziehen kann. Ein großer Unterschied dabei ist aber, dass mehrere Anbieter dieselbe Ladesäule nutzen können. Das führt dann dazu, dass der Kunde einige Auswahlmöglichkeiten hat, den passenden Ladestromanbieter zu finden. Doch wo liegen eigentlich die Unterschiede bei Ladestrom-Anbietern wie elvah oder EnBW? Gibt es nicht eine Lade-Karte, die an allen Ladesäulen nutzbar ist? Hier eine kurze Vorstellung der einzelnen Anbieter mit ihren Vor- und Nachteilen, um Ihnen einen Überblick zu verschaffen.

 

EnBW

EnBW (Energie Baden-Württemberg) hat sich als der Ladekartenanbieter schlechthin etabliert. Das liegt vor allem daran, dass der Energieanbieter aus Baden-Württemberg das größte Ladenetz bietet und ganz Europa abdeckt. Neben einer guten und einfach zu verstehenden App, bietet die EnBW auch eine Ladekarte an, mit der man die Ladesäulen freischalten kann. An diesen Ladestationen gibt es die Auswahl zwischen einem Standard-Tarif und anderen Vorteiltarifen, die man beispielsweise als ADAC-Mitglied oder als Hausstrom-Kunde der EnBW nutzen kann. Es gibt aber auch einen Vielfahrertarif, der sich ab einer monatlichen Fahrleistung von ca. 500 Kilometern lohnt. Hier gehts zu den Tarifen


Mit der Ladekarte bzw. der App der EnBW gehören unzählige Ladekarten, die das Portemonnaie vollstopfen, der Vergangenheit an. Zu dem Ladenetz der EnBW haben sich außerdem auch viele weitere Ladenetze angeschlossen. Eine Ladung mit Ladekarte oder App der EnBW ist damit mittlerweile an fast jeder Ladesäule möglich. Egal, ob der Ladesäulen-Anbieter FastnedIonity oder Allego heißt. Ein Nachteil ist allerdings, dass bei Fremdanbietern oft höhere Ladekosten entstehen. Das ist der Fall, wenn man mit einer EnBW-Ladekarte an einer Ionity-Ladesäule lädt. Dort kostet die Kilowattstunde 0,79 cent.

Vor und Nachteile zusammengefasst
Vorteile
  • Größtes Ladenetz
  • Gute App inkl. Ladekarte
  • Zusammenarbeit mit ADAC
Nachteile
  • Oft nicht der günstigste Anbieter

elvah

Während bei anderen Anbietern pro Kilowattstunde (kWh) abgerechnet wird, bietet die App elvah seinen Nutzern eine Flatrate an. In verschieden großen Paketen steht Ihnen eine monatliche Flatrate zur Verfügung, mit der einige hundert Kilowattstunden Strom geladen werden können. Außerdem gibt es eine große Anzahl an Ladesäulen, da elvah mit den etablierten Anbietern zusammenarbeitet. Das Ladenetz erstreckt sich somit über die Anbieter Allego, EnBW, Ionity und co. Der größte Vorteil: durch die Flatrate lädt man an jeder Säule zum gleichen Preis. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Gleichstrom oder Wechselstrom lädt und auch der Anbieter spielt keine Rolle. Auch an den normalerweise vergleichsweise teureren Ionity-Ladesäulen lädt man beispielsweise zum Festpreis. Würde man hingegen an den Säulen der Fremdbetreiber z.B. mit der EnBW-Karte laden, würde man die Preise des jeweiligen Ladesäulenbetreibers zahlen.
Sollten Sie an einer Ladesäule laden müssen die aktuell nicht zum Ladenetz von elvah gehört haben Sie die Möglichkeit, die Rechnung über die Ladung einzureichen und erhalten das Geld zurück.
Hier geht´s zu elvah

Vor und Nachteile zusammengefasst
Vorteile
  • Günstige Preise für Vielfahrer
  • Günstige Zusatzpakete für Wenigfahrer (Günstig bis 75 kWh im Monat)
  • Leicht bedienbare App
Nachteile
  • Keine Ladekarte
  • Seltene Probleme bei der Freischaltung von Ladesäulen

 

Chargepoint

Auch Chargepoint bietet eine Vielzahlan Ladesäulen in der eigenen App für Android und IOS. Die große Stärke von Chargepoint liegt in der Suchmöglichkeit nach kostenlosen Ladesäulen sowie ein paar anderen Unterfunktionen. Lädt man an Chargepoint-Ladesäulen, bekommt man eine Ladekurve angezeigt, mit wie viel kW das Fahrzeug aktuell geladen wird. Über den Filter lassen sich außerdem sehr schnell CCS-Ladesäulen, AC-Ladesäulen und eben auch kostenlose Ladesäulen suchen.
Hier geht es zu Chargepoint.

Vor und Nachteile zusammengefasst
Vorteile
  • Übersichtliche App
  • Einfache Suche nach kostenlosen Ladesäulen
  • Anzeige einer Ladekurve in der App
Nachteile
  • Meist teurer an Schnellladern

 

Fastned

Das Ladenetz von Fastned besteht zum großen Teil aus sogenannten Schnellladesäulen. Das niederländische Unternehmen baut immer mehr Ladehubs in Deutschland auf und etabliert sich damit mehr und mehr auf dem Markt. Oft entstehen moderne Ladeparks, welche sogar über eigene Photovoltaikanlagen verfügen. In der Niederlande selbst und im Süden von Deutschland gibt es bereits eine Vielzahl von Fastned-Ladeparks. Norddeutschland gleicht leider noch einem Flickenteppich.
Das gut ausgebaute Ladenetz alleine reicht aber nicht aus, um sorgenfrei größere Distanzen überwinden zu können. Die Fastned-Ladeparks in Kombination mit der EnBW-App sind aber bereits ein großer Fortschritt in der Elektromobilität.
Hier geht es zu Fastned.

Vor und Nachteile zusammengefasst
Vorteile
  • Aufbau eines eigenen Ladenetzes
  • Schöne Ladeparks mit Photovoltaikanlagen
  • In der Niederlande und im Süden von Deutschland stark verteten
Nachteile
  • Im Vergleich zum Wettbewerb kleines Ladenetz
  • Wenig AC Lademöglichkeiten

Tesla

Sie fragen sich jetzt vielleicht, warum Tesla in der Reihe der Ladekartenanbieter ebenfalls genannt wird. Das ist ganz richtig so. Denn zukünftig wird es, im Gegensatz zum aktuellen Stand, auch in Deutschland möglich sein, an Tesla Superchargern Elektroautos anderer Marken zu laden. Derzeit ist es lediglich für Tesla-Fahrer möglich, an den Tesla-Ladestationen zu laden. In Zukunft sind für alle Elektroautofahrer, die auch an Tesla-Ladesäulen laden wollen, die Tesla-App sowie ein CCS-Ladeanschluss notwendig. Grund für das Interesse sollte vor allem sein, dass das Ladenetz von Tesla als das bestausgebaute Ladenetz der Welt gilt, wenn es um das Schnellladen von Elektroautos geht. (Falls Sie sich an dieser Stelle fragen, was denn „schnellladen“ eigentlich heißt, dann klicken Sie hier für weitere Informationen).

Während EnBW oder Ionity gerade bei älteren Anlagen nur eine oder zwei Ladesäulen pro Ladepunkt aufgebaut haben, ist Tesla deutlich breiter aufgestellt. Ein sogenannter Tesla-Stall besteht meist aus 8 oder sogar mehr Ladepunkten. Der Ladepark in Hilden beispielsweise bietet über 40 Ladepunkte allein von Tesla.
Das von Elon Musk gegründete Unternehmen pflegt sein Ladenetz regelmäßig und daher kommt es nur sehr selten zu Störungen. Ab wann wir jedoch alle an den Superchargern von Tesla laden können und wie teuer die Kilowattstunde dann sein wird, ist leider noch unbekannt. Für Langstrecken-Fahrer wird die Öffnung des Tesla-Ladenetztes aufgrund der Schnelllademöglichkeit also eine riesige Bereicherung sein.

Hier geht es zu einer Übersicht von Tesla Ladesäulen.

Vor und Nachteile zusammengefasst
Vorteile
  • Sehr gute App
  • Großes Schnellladenetz mit vielen Ladepunkten pro Standort
  • Große Bereicherung für Langstrecken Fahrer
Nachteile
  • Oft besetzt von Tesla Elektroautos
  • Teilweise nicht ohne Adapter nutzbar